PSYCHOSENTHERAPIE

Psychotherapie mit Patienten mit psychotischen Erkrankungsbildern (dies sind insbesondere Schizophrenie, Manisch-Depressive Erkrankung, Unipolare Depression) fand im deutschsprachigen Raum über viele Jahre kaum statt. Der alte Konflikt in der Psychiatrie, inwieweit solche Krankheitsbilder rein organisch bedingt sind, lebt zum Teil noch heute. Ebenso gibt es vielerorts deutliche Bestrebungen, auch Menschen mit psychotischen Krankheitsbildern eine Psychotherapie zukommen zu lassen. Eine Begrifflichkeit in der Genese von somatopsychisch-psychosomatisch hat sich bewährt. Es geht dabei nicht nur um direkte Folgen von Traumatisierung, sondern vor allem um die Reaktion darauf. Erste Forscher auf diesem Gebiet waren S. Freud und später O. Fenichel. Freud erklärte den Unterschied zwischen Neurose und Psychose unter anderem damit, dass in der Neurose nur auf die Wortvorstellung verzichtet wird, in der Psychose aber auch auf die Sachvorstellung, d. h. etwas existiere in der emotionalen inneren Repräsentation nicht mehr. Es müssen unreifere und unflexiblere Abwehrmechanismen verwendet werden, um das psychische Gleichgewicht aufrecht zu erhalten (z. B.: Spaltung, Projektion, Wahn). Bei schizophrenen Menschen bestehen häufig Irritationen der Ich-Grenze (In der psychischen Entwicklung von uns Menschen sind demnach wichtig: Selbstkonstituierung und Selbst-/Objekt-Differenzierung, Integration guter und böser Objekte, Lösung des Konfliktes zwischen Autonomie und Abhängigkeit) und bei den Ich-Funktionen (z. B. kann die An- und Abwesenheit des Objektes, etwas der Mutter, so angstauslösend sein, dass es zu einer produktiven Symptomatik kommt, bei der der Konflikt externalisiert, also nach außen verlagert und damit auch versucht wird, die bedrohliche innere Leere, die Verwüstung rückgängig zu machen). Bei affektiven Psychosen (MDK, Major Depression) spielen Objektverlust, Selbstwertgefühl und Schuldgefühle eine wesentliche Rolle.

In der therapeutischen Arbeit geht es vor allem darum, dass Betroffene neue Erfahrungen machen und damit tragfähigere und ausreichend abgegrenzte Selbst- und Objektrepräsentanzen entstehen können. Das „Gefühlsgewirr“ sollte zunehmend benannt werden können. Damit kommt es in der Entwicklung des Betroffenen zu einer Stabilisierung des Ichs mit allen seinen Funktionen, aufbauend auch auf den bereits vorhandenen Fähigkeiten. Das therapeutische Setting und deren Foci sind gegenüber neurotischen Konflikten adaptiert und dem jeweiligen Patienten angepasst.